Nr. 57

Tierfreund

Der Köter weckte Nina ein letztes Mal gegen Acht, indem er ihr die Fresse abschlabberte. Dazu ein Winseln, die Nummer hatte er drauf.

»Aus!«, rief sie.

Robbie wich zurück und legte sich auf den Boden. Das Winseln blieb. Der Hund mußte kacken, pissen, schwer zu sagen. Steckt ja keiner drin in so 'nem Vieh, überlegte sie, schob die Bettdecke beiseite und stieg aus der Koje. Dann öffnete sie das Fenster, um frische Luft in die Bude zu lassen. Ein Strecken, ein letztes Gähnen, und hinter ihr war Robbie längst wieder aufgestanden und wieselte um ihre Beine herum.

Als Terrier war er nicht gerade ein Schwergewicht, und weil er außerdem langsam ins Greisenalter geriet, fraß er nicht viel. Aber wenn sie raus müssen, müssen sie eben raus, dachte Nina.

Sie ging in die Knie und knuddelte ihn.

»Ja, wenn ich dich nicht hätte! Alter Scheißkerl, willst du raus?«

Völlig überflüssige Frage, dachte sie und grinste. Robbie wedelte mit dem Schwanz, er freute sich, daß es nun gleich losging.

Sie stand wieder auf und schaute erneut aus dem Fenster. Sieben Stockwerke hinab. Der Aufzug kaputt, nicht zum ersten Mal. Das hieß: Den Hund runtertragen, solange um den Block, bis die Töle ihr Geschäft erledigt hatte, an der Bude ein paar Biere kaufen, und dann alles zusammen hoch in die Siebte schleppen. Scheiße, aber so ist das eben mit Hunden, besonders, wenn sie alt und kaputt sind. Dann kommen sie die Treppe weder rauf noch runter. Und auch Ninas Kniegelenke knirschten bereits gewaltig. Kein Wunder mit 57.

Früher waren die Dinge unkomplizierter. Sie hatte keinen Hund, nur eine Ratte, die hieß Micki. So ein kleines, süßes Biest brauchte man damals eben als Punk, machte auch kaum Arbeit. Keine Ahnung, warum es plötzlich vorbei war mit den Viechern. Keiner hatte mehr eine Ratte. Als Micky starb, war’s das auch bei Nina. Keine Ratten mehr.

Sie erinnerte sich noch gut, wann oder wie sie an ihren ersten Hund gekommen war. Von jetzt auf gleich hatte sie einen Köter an der Backe gehabt. Der gehörte eigentlich Zombie, mit dem war sie ganz dicke. Echt cooler Typ, den nichts kalt erwischen konnte. Beim Schnorren lautete sein Standardspruch: »Haste ein paar Groschen für Hundefutter?«

Das lief richtig gut. Und als Zombie nun plötzlich nicht mehr war - sie hatten sich ordentlich einen gebrannt, aber für ihn endete das Ganze mit einer Alkoholvergiftung, diesmal hatte es ihn dann doch kalt erwischt - war klar, daß Nina sein Tier übernahm. Schon aus finanziellen Gründen. Schnorren ist kein Spaß, aber mit Tieren geht immer was.

Seitdem hatte sie immer einen Hund gehabt. Wenn einer starb, abhaute oder sonstwie verschwand, besorgte sie sich immer schnell einen neuen. Ging einfach nicht anders. Sie brauchte eben 'nen Hund, so wie die meisten ihrer Freunde, von denen viele nicht mal mehr ne richtige Bude hatten. So tief in der Scheiße hing Nina zwar nie, aber dafür mußte sie täglich mehrmals mit dem Hund rauf und runter. Sieben Stockwerke, wie gesagt.

So ging man also als alter Punk vor die Hunde. Hätte sie sich vor 35 Jahren nicht vorstellen können. Damals, mit Iro. Ratte und Nietenlederjacke, auf die sie »Schieß doch Bulle« mit 'nem Edding draufgemalt hatte.

Nina ging erneut in die Knie, nahm Robbie auf den Arm und erhob mich.

»Mußt Du wirklich pissen?«, fragte sie und rieb seine Nase an ihrer. Robbie freute sich.

»Dann piß!«, rief sie und warf ihn aus dem Fenster. »Und bring ein paar Biere mit!«

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